Von Träumen und Alpträumen

Von Träumen und Alpträumen…

Technisch wollte ich einer fortgeschrittenen Gruppe Filzer die Oberflächengestaltung in 3D nahe bringen. Inhaltlich sollte jeder eine kleine Landschaft filzen und einen Bewohner hineinsetzen. Anschließend haben wir unsere Geschichten ausgetauscht. Das wird mir immer in Erinnerung bleiben…

Nach ersten Fingerübungen entstanden Landschaften, die so unterschiedlich waren, wie die Kinder, die sie filzten. Einmal Feuer, einmal Eis…alle hatten sie gemeinsam, dass es in der Landschaft ein zauberhaftes Teil gibt, mithilfe dessen man alles in Ordnung bringen kann, was nicht gut läuft – zur Not sogar das Wetter für den Schneemann, der in Urlaub fährt.

Eine Landschaft war anders…das Kind erzählte von gefährlichen Spielplätzen mit Bonbons, an denen man kleben bleibt und von Löchern, in denen man ganz verschwinden würde. Abgesehen davon, dass mir das Grund genug war, um mit den Erziehern zu reden, erlebte ich nun einen ganz besonderen Moment: Ein anderes Kind verwies auf die Tatsache, dass wir doch eigentlich alle das gleiche gefilzt hätten und erst die Deutung diese Landschaft so unheimlich macht.

So, wie wir bei anderen Gelegenheiten verschiedene Geschichten aus den immer gleichen Elementen gesponnen hatten, so könnte die Mitschülerin doch morgen eine neue Geschichte erzählen, in der die Löcher z.B. Tunnel sind, die zur Landschaft der Freundin führen, wo doch der Zauberbaum steht, mit dem man alles wieder in Ordnung bringen kann und der kleine Affe, der freundlich ist und gerne hilft.

Sowas passiert nicht jeden Tag, aber es macht besonders schön deutlich, worauf es mir bei meiner Arbeit ankommt: Ich möchte, dass die Kinder sich als Regisseur ihres eigenen Lebens verstehen und dass sie sich trauen, Dinge zu ändern, die nicht gut für sie sind.

Eine zweite Arbeit werde ich so schnell auch nicht vergessen: ein kleiner Junge setzte sich sehr intensiv mit dem Thema Mut auseinander. Der Abstand, den die kleinen Haie zur Mutter halten sagt etwas über ihren Mut aus und das Wikingerschiff haben wir am Ende doch nicht festgefilzt, denn manchmal kann es sinnvoll sein, das Weite zu suchen!