Vasarelyprojekt

Vasarely – drei Projekte

Ein persönliches Notizbuch binden

Als ich meine Arbeit an den Schulen aufnahm, gab es keinerlei Literatur zu der Frage, was man nach dem x-ten Bällchen mit den Kindern filzen sollte? Bei Nicola Rother las ich von einem interessanten Kunstprojekt und, dass Sie uns aufforderte, dieses einmal mit Textilien zu versuchen. Dieser Inspiration bin ich gerne gefolgt und entwickelte in der nächsten Zeit verschiedene Variationen des Themas.

Zunächst einmal ging es im Kurs um Geheimsprachen und damit um die Frage, wie Kommunikation eigentlich funktioniert? Mich erinnert das etwas an unser gemeinsam erfundenes Spiel, denn auch hier müssen zunächst Regeln, bzw. ein Code festgelegt werden, denn alle kennen und akzeptieren.

Im nächsten Schritt beschäftigten wir uns mit der Frage: “Wie sagt man etwas, das nur Eingeweihte wissen sollen?” Ein wenig ging es auch um die Frage, welche Geheimnisse es denn so gibt und welche gut sind und welche auf jeden Fall einer Vertrauensperson gegenüber aufgedeckt werden sollten.

Ein gemeinsamer Code als Grundlage für unsere Arbeit

Die Arbeit ging los und im Nachhinein erinnert sie mich an eine Aufgabe (Miroschnipsel) aus den Bildern einer Ausstellung. Denn auch hier war große Konzentration notwendig, um die Zeichen für die eigene Arbeit anzuwenden. Es war nicht für alle leicht, aber den Kindern gefiel es und ein junger Mann – soviel darf ich verraten – schrieb im Geheimcode auf das Buch, was er von Hausaufgaben hielt.

Ich habe diese Übung mit zwei kleinen Gruppen umgesetzt und da ich in der Vergangenheit Kurse im Buchbinden an der VHS gegeben habe, erklärte ich den Kindern, wie man ein richtiges Buch in traditioneller Fadenheftung herstellt. Den Filzeinband haben wir dabei einfach miteingefitzt. Wer über diese Kenntnisse nicht verfügt, könnte das Projekt dennoch umsetzen, wenn er Platzsets oder persönliche Sitzkissen mit den Kindern filzt.

Ich habe mehrfach beobachtet, dass schwierige Konzentrationsaufgaben von vielen Kindern dankbar angenommen und gut umgesetzt werden. Ich vergleiche das mit dem Yoga, wo man so beschäftigt damit ist, die eigene Stellung gut umzusetzen, dass man überhaupt keine Zeit mehr hat, um über die Sorgen des Alltags nachzudenken. Das ist Achtsamkeit in Reinkultur.

Wer sich für dieses Thema interessiert, dem empfehle ich meinen Bericht über die Kurse im “Meditativen Zeichnen“, die ich vor einigen Jahren geplant und mit Erfolg durchgeführt habe.

Sommerferien: ein Wandbild

In den Sommerferien arbeitete ich mit mehreren Gruppen. Gemeinsam schufen wir einen Teppich, auf dem wir einige der im letzten Schuljahr kennengelernten Filztechniken anwenden konnten. Einige Kinder hinterließen Notizen in Geheimschrift, andere hatten mehr Spaß daran, ihren Namen einzufilzen und diese Urheberschaft  dann später von anderen Kindern freilegen zu lassen. Es war sehr warm und wir hatten das Glück, dass wir einen Teil der Walkarbeiten im Freien durchführen konnten. Normalerweise kommen wir ja mit sehr wenig Wasser aus, aber bei so einem Wetter…

Ein warmer Mantel für Kind Friedrich

Der Mantel für das von einem Kollegen gemeinsam mit den Kindern aus Beton geschaffene Schulmaskottchen war der erste Versuch in einer Reihe von schönen Nebenprojekten, die Sie vor allem im Ordner “Das große Format” wiederfinden werden.

Diese Projekte füllen Stunden vor oder nach den Ferien, in denen nicht alle Gruppenmitglieder anwesend sind, oder sie stehen bereit, wenn ein Kind schneller als der Rest der Gruppe mit seiner Aufgabe fertig geworden ist. Oft dauern sie mehrere Jahre, aber zuletzt können sehr viele Kinder von sich behaupten: “Ich habe damals mitgemacht!” Nach dem Neubau der Schule fanden wir z.B. dass es neben dem männlichen Maskottchen aus Beton vielleicht noch ein wolliges weibliches Gegenstück brauchen könnte? Und schon war eine weitere verrückte Idee geboren: Wir filzen ein Kind!